Die Geschichte der Mode – Vom Bärenfell zur Haute Couture (Teil 2) MODE • 21 Mode begleitet Menschen seit Jahrhunderten. Mode ist ein Medium der Kommunikation, definiert die indivi- duelle und kulturelle Identität des Menschen, drückt die Zugehörigkeit zu einer Gruppe aus oder signalisiert den sozialen Status. Mode unterstreicht unser Bedürf- nis nach Anerkennung und persönlicher Inszenierung. Mode beeinflusst die Art und Weise, wie wir miteinan- der interagieren, reflektiert unsere Stimmung, unsere Einstellungen, unsere Werte. Mode bietet ein weites Spektrum an Möglichkeiten, unserem Appeal Ausdruck zu verleihen, unser Selbstbewusstsein und emotionales Wohlbefinden zu steigern. | Ilse G. Boésen Der Renaissance folgte die Kulturepoche des Barock, eine Epoche voller Glanz und Glamour, die sich in Frühbarock, Hochbarock und Rokoko unterteilte. Der Begriff Mode stand in dieser Zeit nicht exklusiv für Klei- dung, sondern beinhaltete gleichermaßen Literatur, Musik, Malerei, Architektur. Das Barock zeitigte eine der bedeutendsten Epochen der frühen Neuzeit, die nicht nur geistige, politische, so- ziale Spannungen ihrer Zeit widerspiegelte, sondern auch neue Ausdrucksfor- men und intensive Debatten über Fragen des menschli- chen Daseins. Im Verlaufe seiner Regent- schaft führte der franzö- sische König Ludwig XIV. mehrere Kriege, in denen die Bevölkerung großes Leid durch Tod, Seuchen und Hungersnöte erlitt. Dem gegenüber stand das voll- kommen gegensätzliche Weltbild des Barock. Während das Volk weiter hungerte, führten Königs- und Fürstenhöfe ein prunkvolles, pompöses Leben in Saus und Braus mit schier unstillbarem Verlangen nach ausschweifendem Genuss und Lebenslust. Auf kulturellem Niveau überwog ein feudaler, extravagan- ter Stil, der in der Malerei wie auch der Musik zu finden war. Auf großartigen Gemälden von Malern wie Michelan- gelo da Caravaggio, Diego Velásquez, Peter Paul Rubens, Rembrandt van Rijn, Frans Hals, kann man die aristokra- tische Barock-Mode mit ihren prunkvollen, ausladenden Gewändern betrachten. Die Musik des Barock wurde durch pompöse Opern, emo- tionale Sonette sowie geistliche Kompositionen für Kir- chen bestimmt. Auf adligen Höfen sollte die Musik durch imposante Darbietungen die Machtstellung des jeweiligen Fürstenhofes akzentuieren. Komponisten des Barock, wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Ge- org Philipp Telemann, An- tonio Vivaldi gehören nach wie vor zur Elite der klassi- schen Musik. Unter der Ägide von Lud- wig XIV., dem Sonnenkönig, entwickelte sich Frankreich zur Kultur- und Kunstmet- ropole. Der König und seine attraktive Gemahlin Ma- ria Theresia von Spanien lenkten als Mode-Ikonen die Aufmerksamkeit der europäischen Aristokratie auf Frankreich, wo sie im Schloss Versailles mit Prunk und Pomp residierten. Auf angesagten Bällen wetteifer- ten die adligen Damen um das verheißungsvollste De- kolleté, mit duftendem Ro- senblütenparfüm beträufelt, gold-, perlmuttschimmernd dezent gepudert. Ludwig XIV. erließ ein Dekret, das den höfischen Damen Roben zu tra- gen erlaubte, deren Dekolletés nahezu unverhüllt die volle Pracht des weiblichen Busens zur genüsslichen Betrach- tung feilboten. Bürgerliche Frauen hingegen hatten ein be- deckendes Brusttuch zu tragen. Überdies wurde die Taille derartig geschnürt, dass die anmutigen Damen der Nobles- König Ludwig XIV. von Frankreich, gemalt von Hyacinthe Rigaud, 1701, Bild: Hyacinthe Rigaud, Public domain, via Wikimedia Commons